Edle Uhren, köstliche Schokolade,prächtiger Käse

schlagen. Seit einer Generation gehören auch feine Lautsprecher dazu:
Piega, eine Manufaktur in Horgen am Südufer des Zürichsees, erfreut mit seinen exquisiten Schallwandlern anspruchsvolle Musikhörer auch weit außerhalb der helvetischen Landesgrenzen.
Von Wolfgang Tunze

Was macht einen guten Lautsprecher aus? Darüber können Kurt Scheuch
und Leo Greiner, Herz und Hirn der Firma Piega, abendfüllend philosophieren,
und nie kämen sie zu einem Ende. Doch zwei Ingredienzen tauchen
in ihren Konstrukten immer wieder auf – und sie prägen sowohl das Erscheinungsbild
als auch die speziellen Klangeigenschaften ihrer Zöglinge. So
hat Piega im Lauf der Jahre eine unverkennbare Vorliebe für Alumium als
Material für die Lautsprechergehäuse entwickelt. Das Leichtmetall, mit 7000
Tonnen Kraft wie ein Riesenmakkaroni aus massiven Zylindern gepresst, ist
enorm verwindungssteif und formtreu – und gleichzeitig beansprucht es ein
weit geringeres Volumen als übliche Holzgehäuse. So entstehen Lautsprecher
mit besonders schlanken und ranken Bauformen, die den Tieftonmembranen
dennoch genug Volumen für eindrucksvolle Basswiedergabe bieten.
Beinahe schwerelose Membranen
Die zweite typische Piega-Zutat sind Hochtonchassis, in denen statt konventioneller
filigrane Folienmembranen arbeiten. Piega bezeichnet sie als
Bändchen, manche Experten nennen sie lieber Magnetostaten. Jedenfalls:
Die typischen Piega-Hochtöner erzeugen den Schall mit einer hauchdünnen
Folie, auf der eine noch zartere, mäandernde Flachspule aus Aluminium
klebt. Dahinter sitzen extrem starke Stabmagneten aus Neodymium. Der
Vorteil gegenüber einer konventionellen Kalottenmembran: Die dünne Folie
vibriert fast schwerelos; die Datenblätter nennen eine bewegte Masse
von nur 7 Milligramm. So kann der Membran den Signalen außergewöhnlich
schnell und präzise folgen. Die Herstellung solcher Chassis ist allerdings
Präzisionsarbeit, die sich mit der Montage Schweizer Uhren
messen kann: Nur eine Handvoll Exemplare ist die
Ausbeute eines Arbeitstags.
Von der Regalbox bis zum Monument
Auch Mitteltöner mit entsprechend größeren Membranflächen
baut Piega nach diesem Prinzip. Kurt Scheuch hat
Mittel- und Hochtöner für einige Lautsprechermodelle
sogar schon zu Koaxial-Chassis zusammengefügt, um auf
diese Weise den größten Teil des musikalischen Spektrums
quasi von einem Punkt aus abzustrahlen. Und er setzt diese
Wandler-Kombination in manchen Modellen auch Dipolstrahler
ein, ohne umgebendes Gehäuse also, das den nach
hinten abgestrahlten Schall mit üblicherweise Dämpfungsmaterial
absorbiert. So können die Membranen besonders
frei schwingen und den Eindruck räumlicher Tiefe im Klangbild
unterstreichen.
Die kleinsten Piegas, die den Vorzug fast schwereloser
Membranen nutzen, passten ins Bücherregal und sind
schon zum Paarpreis von etwa 1600 Euro zu haben. Die
mächtigsten Piega-Konstrukte zählen zu den größten und
kostspieligsten, aber auch zu den eindrucksvollsten Lautsprechern
der Welt: Das aus vier Schalltürmen bestehende
Ensemble heißt Master Line Source, wiegt 420 Kilogramm,
lässt 66 Folienmembranen schwingen und schlägt mit rund
160 000 Euro zu Buche. Wolfgang Tunze II
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